Wie ein Spaziergang das Leben schlagartig verändert...
Ida war mit ihrem 2 Jahre älteren Bruder und ihrem Opa unterwegs. Die neugierige Zweijährige verschwand in einem unbeobachteten Moment und wurde etwas später von ihrem Bruder blutüberströmt auf der Kuhweide wiedergefunden: Eine Kuh hatte der kleinen Ida ein Horn in den Kopf gerammt. Ida wurde in das naächste Krankenhaus und anschließend mit dem Helikopter in ein nahegelegenes Uniklinikum transportiert. Ihr Leben hing am seidenen Faden, die Ärzte räumten ihr während der mehrstündigen OP keine große Überlebenschance ein.
Obwohl nur zwei Prozent der Patienten eine solche Schädel-Hirn-Verletzung überleben, erholte sich Ida recht schnell. Sie erwachte nach zwei Tagen aus dem Koma und war nach drei Wochen schon wieder zuhause. Medizinisch gesehen verlief die Heilung gut. Zwar lag auf der Hand, dass Ida nie in ihr altes, unbeschwertes Leben zurückkehren würde. Aber auch wenn sie seit dem Unfall dauerhaft einen Helm aus Plexiglas tragen muss, waren alle sicher, dass sie noch einmal mit einem mehr oder weniger großen blauen Auge davongekommen sei.
Bis die Mutter vermehrt feststellte, wie sehr sich Idas Wesen gewandelt hat. Aus der früher eher verschlafenen Ida's wurde ein permanent aktives, unruhiges Mädchen, das ununterbrochen redet und nur noch zwei Stunden die Nacht schläft. Auch ihre Motorik hat sich negativ verändert. Experten bescheinigten Ida eine ADHS-Symptomatik, ohne die Spätfolgen der Hirnverletzung zu erkennen.
Alle Familienmitglieder leiden unter der unruhigen Situation. Zudem ist der Bruder vom Bild der blutüberströmten Ida traumatisiert, nässt wieder ins Bett ein und weist Sprachstörungen auf.
Die Mutter funktioniert nur noch für ihre Kinder und leidet unter dem Schlafmangel, während der Vater beruflich voll eingespannt ist.